Ein typisches Gesprächsthema zwischen Mutter und Kind?
vergrößern Generationen haben sich mit dieser Frage beschäftigt, Generationen haben darüber diskutiert, debattiert und um eine Antwort gerungen. Lange Zeit galt die Frage nach "Huhn oder Ei" als unlösbar: Beim Versuch sie zu beantworten, geriet man unweigerlich in einen Kreisschluss: "Das Huhn ist aus dem Ei geschlüpft - das Ei wurde von einem Huhn gelegt - das ist wiederum aus einem Ei geschlüpft, das seinerseits von einem Huhn stammen muss, ..." Und so weiter und so fort - und keine Antwort in Sicht!
Evolution des Huhns
Natürlich war weder das Huhn noch das Ei plötzlich einfach da, sondern beide sind das Ergebnis einer Jahrmillionen langen Evolution. Alle Lebewesen verändern sich von Generation zu Generation. Die Veränderungen sind zwar nicht sehr groß - über lange Zeiträume hinweg summieren sich die Veränderungen jedoch und es können Wesen entstehen, die sich von ihren Urahnen deutlich unterscheiden. Eine solche Entwicklung haben auch unsere Hühner durchgemacht.
Das Huhn - ein Nachfahre der Raubsaurier?
Das Haushuhn und seine Urgroßeltern, die Bankivas
vergrößern Der direkte Vorfahre unseres Huhns ist das so genannte Bankivahuhn, das heute noch lebt. Es stammt aus Asien und wurde circa 2.500 v. Chr. domestiziert. Auf der Suche nach den Vorfahren dieser Bankviahühner - und damit auch aller anderen Hühnervögel - fanden Paläontologen eine ganze Reihe fossiler Hühnervögel. Die ältesten dieser "Urhühner" sind etwa 50 Millionen Jahre alt. Aber auch diese hatten Vorfahren. Die Paläontologen vermuten, dass sich die Hühnervögel vor etwa 65 Millionen Jahren aus den damaligen Vogelarten entwickelt haben. Folgt man dieser Linie weiter in die Vergangenheit, gelangt man zum gemeinsamen Ursprung aller Vögel: dem Archäopterix. Der Archäopterix gilt als mögliches Bindeglied zwischen Dinosauriern und Vögeln. Er ist seinerseits wahrscheinlich aus der Linie der Raptoren hervorgegangen; das waren ziemlich wilde und gefährliche Raubsaurier.
Harte Schale - weicher Kern: das Land-Ei
Nur die harte Schale konnte Eier vor dem Austrocknen bewahren
vergrößern All diese Tiere legen bzw. legten Eier mit harten Schalen. "Hartschaleneier" gibt es erst seit ungefähr 400 Millionen Jahren, denn damals entwickelten sich die ersten Tiere, die nicht mehr im Wasser, sondern nur noch an Land lebten. Die harten Schalen schützten die Eier vor dem Austrocknen an der Sonne. Die Vorfahren der Tiere, deren Lebensraum an Land lag, waren die Amphibien. Sie lebten sowohl an Land wie auch im Wasser. Ihre weichen und gallertartigen Eier legten sie jedoch nur im Wasser ab - hier trockneten sie auch ohne harte Schale nicht aus.
Evolution des Eis
Aber auch die weichen Eier, aus denen der Laich der Fische und Amphibien besteht, waren nicht der Anfang aller Dinge, sondern nur ein Zwischenglied. Sie sind eine Weiterentwicklung der ersten Eier überhaupt. Die ersten Eier haben vermutlich frühe Mehrzeller abgegeben, um sich fortzupflanzen. Die Geschichte dieser Mehrzeller lässt sich zurückverfolgen bis in die Zeit vor etwa 580-600 Millionen Jahren. Aus dieser Zeit stammen fossile Abdrücke von Tieren, die wahrscheinlich auf einer ähnlichen Entwicklungsstufe standen wie die heutigen Schwämme. Deshalb vermuten Wissenschaftler, dass sie sich auf die gleiche Art fortpflanzten wie die Schwämme noch heute: durch Abgeben von Ei- und Spermienzellen. Theoretisch könnte diese Fortpflanzungsart rund eine Milliarde Jahre alt sein.
Aus evolutionstheoretischer Sicht ist unsere Ausgangsfrage also eindeutig beantwortet: Das Ei war früher da als das Huhn - auch wenn es kein Hühnerei war!